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Versunkene Teile von Neapolis (Nabeul) werden erforscht

Ein tunesisch-italienisches Archäologenteam aus sardischen, tunesischen und algerischen Wissenschaftlern hat bei einer archäologischen Mission zwischen dem 2. und dem 15. Juli 2017 vor Hammamet Teile einer versunkenen Stadt entdeckt. Sie gehören zum historischen Neapolis, einem römischen Hafen und Produktionsstätte, die durch einen Tsunami im 4. Jahrhundert n. Chr. im Mittelmeer versunken ist. Die entdeckten Teile erstrecken sich über 20 Hektar unter dem Meer vor der Küste Hammamets (siehe Titelbild).

Das Abenteuer begann im Jahr 2009 auf der Grundlage eines Vorschlags von Professor Zucca, der nach dem Studium des gleichnamigen sardischen Neapolis am Golf von Oristano auch die gleichnamige afrikanische Stadt studieren wollte. Die durchgeführten Vermessungen, auch unter Wasser und durch Flugzeuge, haben es ermöglicht, einen Plan der versunkenen Stadt Colonia Iulia Neapolis zu erstellen, die etwa ein Drittel des gesamten historischen Industriegebietes  darstellt.

Neapolis - Unterwasserarchäologie
Neapolis – Unterwasserarchäologie

„Es sei mehr als  nur eine Stadt“, erklärten die Archäologen Raimondo Zucca und Pier Giorgio Spanu von der Abteilung für Geschichte, Naturwissenschaften und Pädagogik der Universität Sassari sowie Professor Mounir Fantar vom Nationalen Instititut für Kulturerbe (INP) heute in Tunis.
Die bereits in vorangegangenen Missionen identifizierte und dokumentierte Stadt sei auch eine Art Industriegebiet der bereits bekannten Colonia Iulia Neapolis und zeichnet sich durch das Vorhandensein einer großen Anzahl von Tanks aus, in denen große Mengen an Fisch gesalzen wurden (insbesondere Sardinen, aber auch kleine Thunfische), die dann in Amphoren aus Terrakotta eingelegt, auf Schiffe verladen und in verschiedene Mittelmeerländer exportiert wurden.
Wahrscheinlich wurde in Neapolis auch die damals im römischen Reich beliebte Gewürzsauce Garum aus fermentiertem Fisch hergestellt und exportiert, was sicherlich zum Reichtum der Stadt beigetragen hat. Wahrscheinlich war die Colonia Iulia Neapolis eine der größten Produktionsstätten der damaligen Zeit.

Neapolis - Unterwasserarchäologie
Neapolis – Unterwasserarchäologie

Dank der Entdeckung einer großen Platte aus Kalkstein, die für eine Inschrift verwendet wurde, konnte auch in den Ruinen der Stadt auf dem Festland der Platz eines römischen Gerichts nebst Gebäude (der vierte Platz in Afrika) identifiziert werden.

Nach Angaben der Archäologen, die an der Mission teilgenommen haben, sei der versunkene Teil der Stadt Neapolis durch ein katastrophales Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami, das sich etwa in der Mitte des vierten Jahrhunderts nach Christus ereignet hätte, vom Wasser überflutet worden. Dieser Tsunami folgte wahrscheinlich auf das Erdbeben vor Kreta vom 21. Juli 365 n. Chr. und sorgte für Zerstörungen in weiten Teilen des Mittelmmerraumes. Lesen Sie dazu den Artikel unserer Partnerseite soussewetter.de: Geschichte der Tsunamis im Mittelmeer

Neapolis - Unterwasserarchäologie
Neapolis – Unterwasserarchäologie

Die zehnte Mission, die bereits für die zweite Augusthälfte geplant ist, wird diese Aspekte unter Beteiligung von Unterwasserarchäologen und Geomorphologen vertiefen.

Fotos: Mounir Fantar (INP)

Quelle: AnsaMed